katzentransport

obwohl ich bisher das haus nicht auf eigenen pfoten durch die vordertüre verlassen konnte, habe ich doch schon viele ausflüge in die gegend gemacht. dafür habe ich eine eigene katzensänfte, in der die hütefrau mich von einem ort zum anderen befördert. das ist mein PrivaterKatzenNahVerkehr, kurz PKNV.



dieses blau-silberne modell ist sehr schnittig und unterstreicht mein würdevolles äußeres. die hütefrau stellt es mir zur verfügung, während ich ihr haus mit meiner anwesenheit beehre.

das tolle daran ist, dass die tür oben ist und ich so ganz bequem ein- und aussteigen kann. innen liegt ein duftendes handtuch aus feinem waffelpiqué. baumwolle. in bleu. das steht mir hervorragend.

meine schicke box hat sehschlitze rundum. so kann ich immer genau verfolgen, wo wir sind und was draußen vor sich geht. auch über mir. die praktische deckeltüre schützt mich auch: da kann mir der himmel nicht auf den kopf fallen und auch kein kater.

weil die schlitze sehr schmal sind, bin ich für außenstehende nur schemenhaft zu erkennen. das erhöht die neugier und zeigt allen, dass ich etwas besonderes bin.

leider kann ich den fest verschlossenen klappdeckel nicht selbst von innen öffnen. ich würde sehr gerne unterwegs immer wieder mal raushüpfen. es wäre doch viel spannender und lustiger für mich, auf meinen reisen auch mal ein stück vom weg mit eigenen pfoten zu tasten und mit meiner eigenen feinen und hübschen nase die détails zu erschnuppern.

wahrscheinlich hat der katzensänftenkonstrukteur bei der herstellung nicht über diese bedürfnisse von uns katzen nachgedacht. ich werde bei der hütefrau ein verbessertes modell beantragen.

eigensinn

sicher könnt ihr euch an die katzentreppe erinnern, die meine süße hütefrau anfang oktober für mich installiert hat?



am nordbalkon hat sie extra ein stück von der balustrade entfernt und mir eine planke gelegt mit kleinen stufen. da könnte ich hinüber schnüren bis auf den gartenschuppen. vom gartenschuppen aus könnte ich unter die hecke tigern und von dort in die reben panthern.

aber och nöö! ich bin eine schwarze katze mit weißer schwanzspitze. ich mag nicht über die hintertreppe schleichen. ich bestehe darauf, durch den haupteingang aus- und einzustolzieren. seit zwei monaten schon warte ich auf die erlaubnis.

erst recht, seitdem es mir einmal gelungen ist, durch die haupttüre zu entwischen. hach! was war das spannend!

sofort bin ich die treppe vorm haus runtermarschiert, über den garagenvorplatz auf die andere straßenseite und habe zunächst die schwarze kutsche von der hütefrau von allen seiten beschnuppert. damit sind wir schließlich ständig unterwegs gewesen. da will ich doch wissen, wie das riecht!

leider bin ich nicht weiter gekommen. die hütefrau hat mich wieder eingesammelt und zurückgetragen ins haus und zack! war ich schon wieder drinnen und die haustüre war zu.

einmal ist keinmal, meine liebe! wenn sie jetzt denkt, dieser einmalige kurzausflug reicht mir, um endlich auch die hintertreppe zu benutzen, dann irrt sie sehr. irren ist menschlich. das passiert ihnen oft.

nach wie vor tue ich so, als ob die hintertreppe nicht existiert. nur in unbeobachteten augenblicken setze ich mich daneben, schaue nach nordost und schnurre sehnsüchtig in die schöne weite welt da draußen.

erholung

sooo viele wochen bin ich nun schon hier, seitdem die hütefrau mich aus der katzenpension abgeholt hat. mehr als zehn. sagt meine mo jour.



immer noch bin ich etwas verschnupft. das war da nämlich doof. erst mal hatte ich ja keine ahnung, was los ist, und riesengroße katzenangst, dass ich dort für immer bleiben muss.

meine katzfrau no. 1 hatte mir zwar genau erklärt, dass sie mal wieder ein bißchen verreist nach fernnordost, und dass ich nur so lange in der katzenversorgeanstalt bleibe, bis die hütefrau mich bald abholen kommt. aber wusste ich denn, wie lange das dauert? das wusste noch nicht mal meine no. 1!

ungefähr zwei oder drei wochen, hatte sie beim abschied gesagt. zwei oder drei wochen? wie soll eine katze wissen, was zwei oder drei wochen sind?

ist das so lang wie die zeit zwischen zwei mal gefüttert werden? oder dauert es so lange wie dreimal nasse pfütze im nacken gegen flöhe und zecken? vielleicht dauert es ja auch so lange wie der abstand zwischen zwei mal zur katzenklinik fahren mit piekseschmerzen in die seite gegen kratzwut und andere katztierkrankheiten? das wäre entsetzlich lange gewesen!

also war ich ganz durcheinander in dem katzenpflegeheim. außerdem roch das komisch und die katzenpflegerin hat mich ständig mit dem falschen namen angeredet und für einen kater gehalten. die hat noch nicht mal richtig hingeguckt!

vor lauter sehnsucht und heimweh war meine arme katzenseele so geschwächt, dass ich überhaupt keine abwehr mehr konnte. einen schweren infekt hab ich mir zugezogen. alle schleimhäute waren so stark geschwollen, dass ich weder fressen noch trinken konnte. dazu fieber und augenentzündung. und flöhe und flitzkacke. das volle programm. frau katzenpension hat davon nichts gemerkt.

die hütefrau hat mich echt in letzter minute da rausgeholt, ich habe schon kaum noch luft gekriegt. seither hat die hütefrau mich mindestens einmal in der woche in die katzenklinik gebracht.

katzenklinik ist zum glück nicht so schlimm wie katzenurlaubsinstitut. da bleibt mein mensch nämlich dabei und ich weiß, dass wir hinterher wieder gemeinsam nach hause fahren. dann singe ich vor glück die ganze fahrt über!

in dieser woche waren wir gar nicht raus miteinander. die hütefrau hat wohl endlich gemerkt, dass es mir jetzt reicht mit den ausflügen.

es ist ja auch alles wieder gut. wegen meiner klitzekleinen niesanfälle soll sie sich mal nicht so échauffieren. sie niest ja selber!

novemberwetter

es ist sonntag. mitte november. eigentlich wollte ich mich heute an mein catbook setzen und einen schönen langen brief nach fernchina nordost schreiben.



aber das geht nicht. ich habe meine pläne geändert.

das wetter ist schuld: der himmel ist blau, nur ein paar weiße schleierwölkchen und schnuckelig warme zwanzig grad auf meinem südbalkon.

da kann doch eine katze nicht am schreibtisch sitzen. nein! da muss ich raus auf meinen ausguck. da zwitschern die meisen im baum ganz frech. wenn ich glück habe, dann kommt mir eine zu nahe. hah!

vorhin hätte ich fast schon eine gehabt. aber die ist mir leider entwitscht. bis auf meinen teppichboden im zimmer hatte ich sie schon gelockt. da hat die hütefrau mich gerufen, ich war kurz abgelenkt und - zwitscherzwitscher - war meine meise wieder draußen im baum. jetzt habe ich keinen vogel mehr. zu dumm.

also fange ich wieder von vorne an mit der meisenjagd: raus auf den balkon, rauf auf die brüstung und hoch den ausguck. mal sehen, ob mein einäugiger katzentodesblick noch funktioniert.

ich schnurr euch was!

per du

zu meinen unschlagbaren vorläufigen lieblingsplätzen gehören die oberschenkel der hütefrau. da lungere ich gerne, schnurre laut und haue ihr vor vergnügen die krallen in die cellulite. dann qietscht sie. auch vor vergnügen natürlich.


die oberschenkelsause gibt es in zwei varianten:

erstens: wenn ich ihr mal mein catbook leihe. sie stellt das in ihrem büro auf den großen tisch und setzt sich auf den stuhl davor. ich hüpse sofort - aus dem stand! - erstmal auf den schreibtisch und schaue was sie macht. dann steige ich ab auf ihre oberschenkel und mache es mir gemütlich zwischen der tischkante und ihrem bauchspeck.

das ist schön! sie liest mir dann immer meine post vor.

zweitens: wenn es draußen dunkel wird. zum ausruhen setzt sich die hütefrau manchmal auf ihr sofa, legt die füße hoch und schaut diesen großen plauder- und musik-kasten mit bewegten bildern an.

das sofa ist übrigens aus feinstem büffelleder, riecht gut und eignet sich hervorragend zur krallenpflege und für kurze nickerchen.

wenn die hütefrau zu mir aufs sofa kommt, dann ist meine große stunde gekommen! ich lege mich nämlich sofort oben auf ihre beine. diese hütefraubeine sind gemütlich lang und breit und weich. auch ich werde immer länger, wenn ich mich auf den rücken wälze und alle viere von mir strecke.

oh wie ich sie dafür liebe!

sie darf mich jetzt auch duzen. ich bin für die hütefrau also nicht mehr ‚sehr geehrte frau katzebutz‘, sondern ‚oh du mein äuglein‘. ich muss sie auch nicht mehr siezen und darf ab sofort einfach ‚mo jour‘ zur hütefrau sagen.

kobold

denkt bloß nicht, dass ich eine normale findlingskatze sei. nein! ich bin eine koboldskatze - ein katzebutz.



meine hauptfamilie, die wo jetzt in china fernnordost sind, die sind schlau. die kennen sich aus. deswegen haben die das auf den ersten blick erkannt und mich auch gleich so genannt. von anfang an.

ein katzebutz ist ein hausgeist. wir nehmen gerne mal katzengestalt an, weil wir es dann so schön sofagemütlich kriegen. mit futter-allyoucaneat und rundumdieuhr-krauleservice. das mögen wir.

dass manche katzen eigentlich kuschelig-kratzfauchig verkleidete kobolde sind, das wussten schon die brüder Grimm. zumindest einer von ihnen: Jakob, der ältere. der hatte eine von uns entdeckt: in hessen war er der altehrwürdigen katzebutzerola begegnet.

das hat er 1835 in seinem buch „Deutsche Mythologie“ erwähnt. mehr als den namen unserer großen chefin hat der aber nicht herausgefunden, der dumme mann.

nicht nur in siebenbürgen und in sachsen wissen die menschen, dass ein ‚butz‘ ein hauskobold ist. ein ‚katzbutz‘ ist ein kobold in katzengestalt. ganz einfach.

fast vierzig jahre nach Grimm hat Wilhelm Mannhardt uns 1877 in seinem Buch „Antike Wald- und Feldkulte aus Nordeuropäischer Überlieferung“ kurz erwähnt. konkretes wusste aber auch der nicht zu berichten.

das hätte mich allerdings auch gewundert. wir katzebutz-hauskobolde sind nämlich ziemlich geheim.

bloß ich nicht. ich bin ein plauderkobold. aber das habt ihr sicher schon gemerkt.

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