katzebutz liest II

Das kunterbunte Katzenbuch Nr. 2 / Hrsg. Renate Blaes

es kam via persönlichem boten zu mir. frau Renate hat es mir geschickt. ob ich wohl so gnädig sei, es mir einmal anzuschauen, fragte sie höflich. jawohl, bin ich.



insgeheim habe ich mich schwanzspitzvibrierend gefreut über diese weitere große ehre. aber das lasse ich nicht so raushängen.

natürlich war ich sehr neugierig auf das buch, und so habe ich es meiner hütefrau mo jour auf den nachttisch gelegt. ich weiß nämlich, dass sie abends im bett gerne noch etwas liest vor dem einschlafen.

„guck mal, noch ein buch über katzen und ihre leute wie du und ich“ sagte sie lockend und las mir allmitternächtlich eine geschichte vor oder ein gedicht. genau das hatte ich beabsichtigt: ein katzebutz lässt lesen - wie allgemein bekannt ist.

das einzige was mich stört, ist, dass mo jour sich zum lesen auf ihren bauch liegt. auf ihrem bauch würde viel lieber ich liegen! aber gut. ich habe mich arrangiert, mache es mir in den lesestunden auf ihrem rücken bequem und pfotele ihr schnurrend eine katzenmassage zwischen die schulterblätter.

für das kubuKabu2 (ich liebe abkürzungen!) haben viele meiner katztier-kollegInnen ihr personal dazu angestiftet, protokoll zu schreiben über ihr zusammenleben mit unsereins. den meisten ist das gut gelungen. wir sind aber auch immer eine geschichte wert. ach, was sage ich: ohne katze keine geschichte! jedenfalls habe ich mich gut amüsiert. mo jour ebenso.

manche katzen schreiben ihre geschichten auch selbst. so wie ich. das ist spannend. wir könnten mal ein felides autorentreffen organisieren mit viel katzenmusik und lecker katzenkekse dazu knabbern.

aber ich schweife ab. wunderschöne bilder sind im buch, das habe ich mit eigenem auge gesehen! hinten sind die ganzen wegweiser für mein intercat, da kann ich alle katzautoren mit der maus an der leine besuchen gehen.

vorne im buch ist kein inhaltsverzeichnis. da hat meine mo jour ganz schön geflucht: „ja so eine unordnung! wie soll ich denn da eine geschichte wiederfinden, wenn sie mir gut gefallen hat? und woher soll ich wissen, was ich schon gelesen habe und was nicht?!“

sie hat nämlich nicht so ein gutes gedächtnis wie unsereins und auch nicht so einen herausragenden orientierungssinn. ich hingegen bin der meinung, dass das kubuKabu2 intuitiv sehr leicht zu bedienen ist.

das buch macht außerdem ein ganz besonders appetitliches geräusch, wenn mo jour darin suchend vor- und zurückblättert. fast wie mäusepfotentrappeln auf holzboden. mit inhaltsverzeichnis hätte ich diesen akustischen genuss viel seltener gehabt.

den großen katzentest, ob ich in einer angemessenen unterkunft residiere, habe ich aber dann doch lieber heimlich gemacht. ratet mal, was dabei dabei herauskam?!

Das kunterbunte Katzenbuch Nr. 2: herausgegeben, gestaltet und illustriert von Renate Blaes, Schondorf am Ammersee 2008. ISBN 978-3833462207, 120 Seiten.


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no way

es gehört zu meinen pflichten im exil, in der frühen morgensonne den zugang zu meinem katzenbalkon zu bewachen. ich überprüfe sorgfältigst und mit allen sinnen, wer wohl da draußen so alles lauert.



die katzentreppe ist ziemlich schmal: eine holzplanke mit ministüfchen, damit man nicht abrutscht und in den abgrund stürzt, der darunterliegt. es drohen mindestens zwei meter freier fall ins tomatenbeet.

es handelt sich um eine zugbrücke. ich selbst bediene die mechanik natürlich nicht. ich lasse das die hütefrau machen. manchmal zieht sie die brücke auf den balkon zurück. unter stöhnen und ächzen. die soll sich mal nicht so haben. es geht schließlich um unsere sicherheit.

wer kommt und von meinem teuren spezialfutter naschen oder mich sonstewie ärgern will, muss durch dieses nadelöhr. an mir führt kein weg vorbei. egal ob maus oder igel, ob huhn oder nachbarskater. bisher traut sich keiner!

wenn ihr jetzt denkt, dass auch ich selbst über diese hintertreppe ein- und ausgehe - weit gefehlt! wer bin ich denn? solange mo jour mich nicht standesgemäß durch den vorderen haupteingang lässt, verweigere ich die ausweitung meiner wach- und kontrolldienste in den außenbereich.

das hat sie nun davon.


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cat dish III

mir ist das ja im grunde egal, worauf mir die mahlzeiten serviert werden. hauptsache, es gibt mein lieblingsfutter. oder gegrilltes hühnchen.


für ostern hat mo jour für mich ein altes, kostbares geschirr aus dem schrank geholt: feinstes porzellan. elfenbeinfarben mit dickem goldrand und monogramm. von der firma hühnerhügel.

in goldener schnörkelschrift sind die initialen PdR darauf gemalt. sie sagt, das steht für Palacio da Raíña. das ist galizisch und bedeutet „Palast der Königin“.

die teller und schüsseln waren früher in einem riesengroßen palast zu hause. mehr als tausend glitzernde lampen haben den speisesaal strahlend hell erleuchtet. berühmte menschen gehörten zu den gästen.

höchst ehrenwerte leute haben also schon von meinem tellerchen gegessen. wer von denen eine katze beherbergen durfte, ist mir nicht überliefert.

den palast gibt es nicht mehr. an seiner stelle soll ein schloss gebaut werden. ich grübele nun, was der unterschied sein könnte. und ob wir dann da einziehen.

mo jour irrt übrigens, wenn sie denkt, dass mir das fade magenunddarmschonfutter von diesen museumstellern besser schmeckt.


anm. d. co-autorin
das katzebutz hat ein bißchen mit den wörtern gespielt. es handelt sich um henneberg-porzellan aus dem berliner palast der republik.



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katz und maus II

wenn ich im intercat unterwegs bin, habe ich immer eine begleitmaus an der leine. meine begleitmaus ist genauso schwarz und weiß wie ich, nur nicht so flauschig.



die maus ist stumm. sie piepst kein bißchen. aber was soll ich machen? ich habe ja selbst nur ein auge. da bin ich froh, wenn sie mir den weg zeigt.

mit der maus kann ich im intercat immer sagen, wo‘s lang geht. ich sage immer gern, wo‘s langgeht! das war schon in frankreich so mit meinem großen hund. dem habe ich auch immer gerne gesagt, wo‘s langgeht.

im intercat gehe ich am liebsten sofort in meine katzenboutique. das ist schick! da kaufen wir dann ein. futter zum beispiel. oder diese körnchen zum scharren für mein separée. ich kann mir alles aussuchen.

manchmal gehe ich im intercat auch andere katzen besuchen. das ist spannend. sozusagen fernschnurren mit bild.

die maus hat ein eigenes kleines gehege: eine mausmatte. da passe ich nicht mit drauf. deswegen muss ich auf dem blanken tisch arbeiten.

damit die maus nicht wegrennt, liege ich aufderleine. so hat sie trotzdem ein bißchen freiheit. aber nicht zuviel. schließlich habe ich keine zeit, hinter ihr herzurennen, wenn ich online bin.


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konzentration

hier zeige ich euch die perfekte haltung für punktgenaues senden und intensives empfangen der weltweiten katzenschnurrenergie.



das ist keineswegs ein einfaches ‚sich zusammenrollen und kätzisch irgendwo rumlümmeln‘. vielmehr handelt es sich um eine raffiniert ausgeklügelte körperstellung, die in jahrelanger feinarbeit optimiert und mit großem erfolg zahlreichen stresstests unterzogen wurde.

man beachte das perfekte halbrund des rückens, das eine gleichmäßige verteilung der energie ermöglicht. die weiße vibrisse kann separat von allen anderen justiert werden und ist steil aufgerichtet. die weiße schwanzspitze als antennenverstärker ist möglichst parallel dazu ausgerichtet.

nicht zu vergessen: das außen liegende ohr ist weit offen wie ein segel und in alle richtungen schwenkbar auf empfang gestellt.

auf dem foto unterhalte ich mich gerade still vergnügt mit china fernost, wo meine familie no. 1 sich derzeit befindet.

falls ihr noch fragen zur übertragungstechnik habt, wendet euch bitte an den katzebutz eures vertrauens.


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katze auf der erbse

wenn ich mal richtig gut schlafen will, ist es wichtig, dass mich in meinen träumen nicht die kleinste unebenheit stört.



dann kann ich mich nicht einfach immer nur auf den teppich legen. da pieksen ja die krümel!

deswegen habe ich vor kurzem diesen wunderbaren katzenkissenturm auf meinem sofa installieren lassen. da liege ich weich, da schlafe ich gut.

das ist ein ganz wunderbarer vorläufiger lieblingsplatz!

nur neulich mal, da hat mich irgend etwas hart gedrückt. das war ganz entsetzlich! ich konnte kaum mein auge zu tun. an schlafen war gar nicht erst zu denken! überall hatte ich blaue flecken.

ich bin sicher, da hat die hütefrau mir heimlich ein brekki unters unterste kissen gelegt, um zu testen, ob ich auch wirklich eine echte katzengöttin bin.


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